Winterknospen – die „Früchte“ der 10. Jahreszeit
Ihr werdet euch fragen: 10 Jahreszeiten? Es gibt doch nur vier! Aber in der Phänologie gibt es 10!
Artikel aus der Reihe Kräuter-Fülle, Kräuter-Heilkraft, Kräuter-Jahr von
March 07, 2023
Was ist Phänologie? Das Wort Phänologie hat seinen Ursprung im Griechischen und bedeutet so viel wie „Lehre von den Erscheinungen“. Statt des Kalenders oder dem Sonnenstand sind ihre Grundlage die im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstumsstadien ausgewählter Pflanzen.[i]
Das Phänologische Jahr kennt 10 Jahreszeiten, die jeweils vom Eintreten bestimmter Erscheinungen charakterisiert werden:[ii]
Vorfrühling – Erstfrühling – Vollfrühling – Frühsommer – Hochsommer – Spätsommer – Frühherbst – Vollherbst – Spätherbst – Winter
Für die vier astronomischen und meteorologischen Jahreszeiten gibt es feststehende Anfangs- und Endtermine. Wann eine phänologische Jahreszeit beginnt und endet, hängt vom geographischen Ort ab und kann von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein.
Die Menschen haben sich schon immer an den phänologischen Jahreszeiten orientiert. Ist es nicht so, dass auch wir auf die Natur und nicht auf den Kalender schauen, wenn wir mit unseren Gartenarbeiten beginnen?
Der Winter ist die längste phänologische Jahreszeit und wird durch Vegetationsruhe charakterisiert. Wie kann er also „Früchte“ hervorbringen?
Es sind die Knospen von Bäumen und Sträuchern, also Blüten- und Blattknospen. Diese „Früchte“ verwenden wir in der Gemmotherapie: Blütenknospen sind größer und runder, Blattknospen meist schlanker. Die Winterknospen enthalten viele Substanzen, die nicht nur für das Wachstum der Pflanze gedacht sind, sondern sie können auch auf Menschen und Tier wirken.
Die Gemmotherapie ist eine Form der Phytotherapie, bei der zur Herstellung der Arzneien ausschließlich junges Gewebe von Pflanzen, das in den Knospen, jungen Sprossen und Trieben sowie in wachsenden Wurzelspitzen zu finden ist, verwendet wird.[iii] Sie basiert auf den Studien des belgischen Arztes Pol Henry.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Knospengewebes sind Mineralstoffe, Phytoproteine, Enzyme, Chlorophyll, Vitamine, Saponine und Schleimstoffe, Flavonoide, Terpene, ätherische Öle und Harze. Durch Mazeration wird ein alkoholischer Auszug = Mazerat hergestellt, das als Hausmittel gegen viele Wehwehchen wirkt.
Und so wirken z. B. Knospen[iv] von:
Birken bei Müdigkeit, Allergien, Schleimhautentzündungen in Hals-, Nasen- und Rachenbereich
Brombeere bei Gelenksschmerzen, Osteoporose
Buche harmonisierend, stärkt das Immunsystem
Eiche bei Rheuma und Arthritis
Haselnuss bei Erkrankungen der Atemwege, Asthma
Himbeere hormonell ausgleichend, bei Regelschmerzen
Heckenrose bei viralen Erkrankungen
Linde bei Stress und dadurch bedingte Folgeschmerzen
Rosskastanie bei Krampfadern
Einfaches Rezept für ein Basis Mazerat
Verwendet nur Knospen von Bäumen, die ihr kennt und pflückt nur so viel, wie ihr braucht (Blütenknospen sind die Basis für Früchte!).
Die Einzelmengen können variiert werden, aber die Mengenverhältnisse müssen stimmen.
1 Teil Knospen
3-fache Gewichtsmenge Wasser
3-fache Gewichtsmenge Glyzerin
3-fache Gewichtmenge Alkohol (70 %ig)
Die Knospen werden zerkleinert, in eine Flasche gefüllt und mit dem Flüssigkeitsgemisch übergossen. Das Mazerat wird täglich geschüttelt und nach 3 – 4 Wochen gefiltert. Das Mazerat kann als Mutter Mazerat unverdünnt oder mit einem Alkohol-Glycerin Gemisch (zu gleichen Teilen) im Verhältnis 1:10 verdünnt werden. Dann füllt man es in kleine Tropffläschchen oder in eine Zerstäuberflasche – so hält es ca. 2 Jahre. Bei Bedarf bis zu 3mal täglich in den Mund sprühen bzw. die Schleimhäute mit den Tropfen benässen. :
[i]www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2022/02/phaenologie-pflanzen-jahreszeiten-klimawandel-fruehlingsanfang
[ii] de.wikipedia.org/wiki/Phänologie, www.phenowatch.at/wissensdatenbank/10-phaenologische-jahreszeiten
[iii] de.wikipedia.org/wiki/Gemmotherapie
[iv] www.lifeline.de/therapien/gemmotherapie-id151285.html
Sämtliche Hinweise, Rezepturen, Anleitungen und Ideen sind persönliche Erfahrungen und persönliches Wissen.
Die vorgestellten Methoden und Hinweise ersetzen NICHT den Besuch beim Arzt oder Psychologen und stellen auch kein Heilversprechen dar.
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Walburg Ernst ist eine der ersten gewesen, die sich nach Veröffentlichen unserer Website im Herbst bei uns gemeldet hat. Sie hat schon mehrere Ausbildungen gemacht und liebt es, sich über Ländergrenzen hinweg zu vernetzen und auszutauschen. Hier bei Kräuter&Leut lässt sie uns mit Kräutersteckbriefen an ihrem Wissen teilhaben. Immer gut gelaunt und spontan – das ist Walburg mit ihrer Liebe zur Natur.