Beltane – Die Nacht zum 1. Mai
Beltane, Walpurgisnacht, Hexennacht… Der frühere Name Maiabend verrät, dass das Fest oft am Vorabend des ersten Mais gefeiert wird. Es ist ein Mondfest, weshalb die Kelten zusätzlich noch auf die richtige Mondphase warteten, da Beltane auch den Übergang vom Frühling in den Sommer symbolisierte.
Artikel aus der Reihe Kräuter-Jahr von
April 30, 2021
Eines der wichtigsten Symbole des Festes war das Feuer. Auch heute ist es oft noch ein Bestandteil der Feier. Sein Glanz steht für die Widerkehr der Sonne, die nun endgültig die Herrschaft am Firmament übernimmt.
Früher wurden zu Beginn des Festes oft alle Herdfeuer gelöscht. Dann entzündete man gemeinsam ein großes Feuer aus neuen verschiedenen Hölzern. Es gab Kraft, half beim Reinigen, machte Mut für einen Neubeginn und oft sprang man für Glück und Gesundheit alleine oder mit seinem Partner über die Reste des Feuers. Das abgelöschte Holz wurde mitgenommen, und als Grundlage für das neue Herdfeuer verwendet, das Segen für das Haus bringen sollte.
Aus Überlieferungen der Kelten wissen wir von 2 Feuern, zwischen denen das Vieh durchgetrieben wurde, um es zu schützen und gesund und fruchtbar zu halten.
An Beltane war nach altem Glauben der Schleier zwischen den Welten sehr dünn. So wurde auch häufig versucht, Kontakt zur Anderswelt aufzunehmen. Außerdem galt es als Orakelfest und wurde gern dazu genutzt, in die Vergangenheit und in die Zukunft zu blicken. Das Wahrsagen war fest mit Beltane verbunden.
Es war aber auch ein Fest mit viel Energie, Freude, Lebendigkeit, und brachte dadurch auch keine besinnliche Feier und Rituale mit sich. Singen, tanzen, lachen – das Leben und die Liebe feiern – und die Fruchtbarkeit. Beltane war der Vereinigung von Gott und Göttin gewidmet, die Verbindung von Himmel und Erde – auch heilige Hochzeit genannt. Die Kelten nannten ihr göttliches Paar Bran und Branwen, die Germanen Freya und Freyr.
Der Name Freinacht leitet sich aber nicht davon ab. Er kommt daher, dass in der Mainacht das Ehegelöbnis aufgehoben war und die Frauen die Nacht mit einem Partner ihrer Wahl verbrachten. Die Vereinigung von Gott und Göttin wurde nachvollzogen und die Fruchtbarkeit des Landes gefeiert. Kinder, die in dieser Nacht gezeugt wurden, galten als besonders gesegnet – als Kinder der Götter.
Die Hexen sind ebenfalls mit dem Fest verbunden. Wer kennt nicht die Erzählungen, auf denen sie auf ihrem Besen zum Blocksberg fliegen, um dort zusammen zu feiern. Heute gehen wir davon aus, dass es mit Hilfe psychoaktiver Kräuter wie der Alraune oder dem Bilsenkraut den Hexen – oder wie immer wir sie nennen wollen – gelang, zu „fliegen“.
Der Name Walpurgisnacht geht aber auf die Hl. Walburga zurück, die als Äbtissin in England gelebt haben soll. Sie wurde zur Schutzpatronin gegen Hexen und Dämonen ernannt, und ihr Gedenktag dort ist der 1. Mai.
Auch bei den Kräutern gab es verschiedene Traditionen: Zweige und Kräuter sollen besonders fruchtbare und heilende Energie enthalten, wenn sie am Beltane Abend geschnitten und geerntet wurden. So wurden sie mit nach Hause genommen, zur Hilfe, zum Schutz und um das Heim zu schmücken.
Wer kennt nicht den Spruch: Alles neu macht der Mai. Das Haus wurde geschmückt, und frische Zweige wurden geholt. Es gab die Maikönigin, die in vielen Regionen über die Felder getragen wurde, um das Land zu segnen. Im katholischen Glauben kamen später die Umzüge, bei der die Hl. Maria durch die Fluren getragen wurde.
Als Göttin mit dem Mai ist auch die römische Flora verbunden, Beschützerin der Blumen und Blüten.
Von den alten Traditionen ist bis heute das Aufstellen des Maibaumes geblieben, der ein Symbol für die Fruchtbarkeit und den Weltenbaum ist. Er verbindet Himmel und Erde. In manchen Regionen werden die bunten Bänder am Baumstamm befestigt und bei einem Tanz – der häufig nur von Mädchen und jungen Frauen getanzt wird, um den Stamm gewoben. Die Bänder können die Träume symbolisieren, die so zu einem Netz verbunden werden. In manchen Regionen verbindet sich dadurch das Schicksal der Menschen mit dem Baum des Lebens. Wenn jungen Paare um den Baum tanzen so wird die Verbindung weiblicher und männlicher Kräfte dargestellt. Der Baumstamm ist das Symbol für den Mann, der Kranz steht für die Frau.
Ebenfalls ein schöner Brauch ist es, an Beltane einen Kürbissamen einzupflanzen. Der Kürbis wird meist an Samhain geerntet, gegessen oder auch nur verziert. So verbindet man die beiden Feste miteinander und schlägt einen Bogen um den halben Jahreskreis. Den gleichen Kreis schließt auch der Holunder. Im Mai können wir die ersten weißen Blüten sehen, zum Ahnenfest an Samhain gibt es die blauen Beeren.
Beim Räuchern haben wir an Beltane zwei Möglichkeiten:
Räucherzutaten für die Liebe: Hier können Rose, Rosmarin, Styrax, Benzoe, Hanf oder Muskatellersalbei verwendet werden.
Räucherzutaten zur Steigerung der Wahrnehmung: Hier helfen uns Lorbeer, Wacholder, Katzenminze, Ringelblume, Kiefernharz, Rosenblüten und Passionsblume.
Auch wir sollen jetzt noch mehr nach draußen gehen. Die Sonne hat weiterhin an Kraft gewonnen. Das Leben explodiert, Bäume, Blumen, Kräuter und Sträucher beginnen in Pracht und Fülle zu wachsen und blühen. Wir können überall die Insekten summen und die Vögel singen hören. Zu dieser Zeit werden alle Sinne angesprochen.
Den endgültigen Abschied vom Winter besiegeln die Eisheiligen. Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie bringen von 11. – 15. Mai häufig noch einmal Kälte und Frost bevor der Sommer endgültig kommen kann.
Die heilsame Wirkung, die dem Tau zugeschrieben wird, ist im Mai besonders stark. Maitau macht schön, erhält gesund und bringt Glück das ganze Jahr über, vor allem wenn man am Morgen des 1. Mai barfuß durch die Wiese läuft. Taulaufen stärkt unser Immunsystem und fördert die Gesundheit. Maiwasser wird als schützend, heilend und segnend angesehen. Wer sich am ersten Maimorgen das Gesicht mit dem Tau aus den Blüten des Weißdornbusches wusch, sollte in besonderer Schönheit erstrahlen.
Feiere dich pur!!
Diese Anregung möchte ich euch mit in dem Mai geben. Genieße das Leben und die Fülle um uns herum. Es ist eine alte Tradition in den Mai zu tanzen… Bringt eure Lebensfreude tanzend zum Ausdruck.
Die Themen, die uns der Mai dazu gibt, passen sehr gut dazu:
Sei freudig und lebendig – vergiss Angst und Rückschläge
Nimm die Umgebung mit allen Sinnen wahr: Riechen, schmecken und spüren wir ganz bewusst
Hören wir – in uns und um uns
Singe, tanze, lache – und kümmer dich nicht um die anderen
Erlaube deinen Wünschen und Träumen nach außen zu kommen
Nimm dein Leben in die Hand und lebe es!
Und nehmt euch auch Zeit, auf ein paar Fragen zu schauen:
Gibt es Wünsche und Ziele, die ich schon lange habe, und mir erfüllen / umsetzen möchte?
Kann meine Energie und Lebenskraft frei fließen, oder sind sie blockiert?
Was hilft mir, um meine Kraft wieder aufzutanken?
An welchen Plätzen fühle ich mich wohl?
Kann ich die Liebe zu mir – und zu anderen neu beleben?
Beobachtet eure Gedanken: Sind sie positiv und aufbauend – oder negativ und lähmend? Denn wenn unsere Gedanken Gestalt annehmen, wollen wir Licht, Freude und gute Gedanken erzeugen.
Liebesräucherung mit Föhre, Holunder und Heckenrose
Sämtliche Hinweise, Rezepturen, Anleitungen und Ideen sind persönliche Erfahrungen und persönliches Wissen.
Die vorgestellten Methoden und Hinweise ersetzen NICHT den Besuch beim Arzt oder Psychologen und stellen auch kein Heilversprechen dar.
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Sandra Scherbl
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Sandra Scherbl ist eine „Kraft- und Wohlfühlmentorin“, die ihre Kraft im Einklang mit dem Jahreslauf und aus der Liebe zur Natur zieht. Sie begleitet gerne Menschen über einen Zeitraum. Gerne arbeitet sie mit Kindern. Wenn aus dem Satz „iih, eine Spinne!“ und dem Totklatschen dieses Tiers ein „mhmhm, eine Spinne, bring Sie bitte weg!“ wird, dann ist schon einiges geschehen. Die vielen kleinen und großen Dinge in der Natur betrachten, mit und von ihnen zu lernen, das macht sie und gibt den Leuten recht schnell einen Zugang zur und ein Gefühl für die Natur mit. Dabei kann sie sich, wenn es die Dynamik so will, auch zurücknehmen und „mehr die Austausch-ermöglichende, denn als Vortragende“ bei der Veranstaltung mitwirken. Diese Besonderheit, sich einfach auch zurücknehmen zu können und doch präsent zu sein, so nimmt Sandra Scherbl dich mit in die Natur und zeigt dir das Wunderbare, das sich überall finden lässt.